FSV Zellingen: Neu fokussiert
Auf den Schiffbruch folgt der Umbruch
von Andreas Braun
Auch Andreas Schmidt konnte den Abstieg aus der Kreisliga nicht verhindern. Nun möchte der FSV ein neues Team aufbauen und mit einer generalsanierten Denkweise wieder an erfolgreichere Zeiten anknüpfen. Dem Coach kommt dabei eine tragende Rolle zu. Neben seiner Tätigkeit als Übungsleiter fungiert er als eine Art Eventmanager. Was es damit auf sich hat und welche Neuerungen es gibt, verrät er anpfiff.info.
Andreas Schmidt treibt aktuell das sogenannte Teambuilding voran. Insgesamt acht Neuzugänge durfte er vor knapp zwei Wochen beim Trainingsauftakt begrüßen. Benedikt Kurz und Philipp Keller wurden vom eigenen Nachwuchs hochgezogen. Bastian Konrad (SpVgg Leinach), Andre Döhring (FV Maintal) und Jens Rosenkranz (FV Gemünden/Seifriedsburg) konnten schon frühzeitig für das spannende Projekt in Zellingen begeistert werden. Kurzfristig schlossen sich noch Tunc Tetik (SV Maroldsweisach) sowie Qendrim und Ahmet Begu (beide FC Leinach) dem FSV an. Alle seine Neuzugänge konnte der Coach am Wochenende im Trainingslager in Fulda genauer unter die Lupe nehmen. „Wir sind noch in der Kennenlernphase und wollen so schnell wie möglich ein Team werden”, beschreibt der 28-Jährige die Erwartungen an die gemeinsamen Tage in Hessen.
Kettenreaktion in der Defensive
Liest man die nackten Zahlen von acht Neuzugängen und einem Abgang (Marco Rickert zu FV Thüngersheim), dürfte dem FSV Zellingen eine Favoritenrolle in der Liga zukommen. Schmidt schränkt aber sofort ein: „Mit so vielen Neuen wird man immer leicht mit dem Aufstieg in Verbindung gebracht. Man darf aber nicht vergessen, dass da auch Spieler dabei sind, die längere Zeit gar keinen Fußball gespielt haben. Die werden jetzt nicht von Beginn an vorneweg marschieren können!” Da der Stamm der Mannschaft weitestgehend gehalten wurde, wird die Mannschaft kein komplett neues Gesicht erhalten. Die Taktik wird sich aber dennoch in einigen Details ändern.
Augenscheinlichste Neuerung ist die Abkehr vom altbackenen Libero. Mit dem vorhandenen Spielermaterial setzt Schmidt, der seit März diesen Jahres im Amt ist, auf eine Dreierkette in der Defensive ohne freien Mann. Eine Abwehrformation, die der des Vize-Europameisters Italien ähnlich ist. Marco Rickert gab zum Ende der Runde hin den Libero. Sein Abschied forcierte auch ein wenig die taktische Umstellung. Zu seinem Amtsantritt wollte der Übungsleiter keine großen Änderungen in Angriff nehmen. „Ein neues System hätte nicht viel gebracht, da damals schon feststand, dass wir relativ viele Zugänge bekommen und ich nicht ohne sie etwas Neues einüben wollte”, erläutert er einen Grund für die verspätete Umstellung. Der Hauptgrund war jedoch, dass er erst nach dem dritten Spiel der Rückrunde die Elf von Marco Rickert übernommen hat. Mitten im Abstiegskampf blieb keine Zeit für Experimente und kurzfristige taktische Neuerungen. So blieb es beim alten System, jedoch auch bei der gewohnt mageren Punkteausbeute.
Zuschauerandrang durch Spektakel
Vor allem die Heimspiele waren den Verantwortlichen ein Dorn im Auge. Nur ein einziges Spiel konnte der FSV auf eigenem Geläuf für sich entscheiden. Diese Heimphobie soll sich grundlegend ändern. „Wir möchten die Heimspiele wieder zu einem echten Event machen, damit die Zuschauer gerne kommen”, beschreibt Andreas Schmidt die Pläne für die kommende Runde. Die katastrophale Rückrunde und die Schwäche auf dem eigenen Sportgelände sollen komplett aus den Köpfen der Spieler. Die Devise des Vereins lautet dabei: Blickrichtung nach vorne und Vergangenes hinter sich lassen.
Eine zielgerichtete Fokussierung ist auch dringend notwendig, denn zum Rundenstart warten richtige Großkaliber auf den FSV. Der erste Spieltag führt Schmidt & Co. nach Reuchelheim zur DJK. Der Trainer weiß um die Stärke des Auftaktgegners: „Sie sind für mich der Geheimfavorit!” Im Anschluss ist der Startschuss für das Projekt „Eventmanagement”. Der aus zwei letztjährigen Kreisklassisten fusionierte Verein FV Stetten-Binsfeld-Müdesheim gibt seine Visitenkarte in Zellingen ab. „Da tobt mit Sicherheit der Kampf um die Stammplätze und die werden topfit zu uns kommen”, beschreibt Schmidt die schwere Aufgabe. Am dritten Spieltag muss seine Elf zum Vorjahresdritten aus Langenprozelten/Neuendorf, die er ebenfalls zu den Favoriten auf den Meistertitel zählt.. Eine gemächliche Eingewöhnungsphase für die erneuerte Mannschaft in der unbekannten Liga sieht anders aus.